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Amerika zuerst, Klima zuletzt

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„Drill, baby, drill“ – nach fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas bohren, was das Zeug hält: Unter diesem Motto zog Donald Trump am 20. Januar wieder in das Weiße Haus ein. Präsident Trump leugnet den menschengemachten Klimawandel und macht keinen Hehl aus seiner spöttischen Haltung: „Wir werden mehr Grundstücke am Strand haben“, triumphierte er zum Anstieg des Meeresspiegels im Sommer 2024 bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat Michigan.

Was man als uninformierte und unseriöse Behauptung abtun könnte, ist nun Grundlage der Klimapolitik eines der einflussreichsten Länder der Welt. Doch nie in der Weltgeschichte war eine seriöse, faktenbasierte Klimapolitik wichtiger als heute: Der Klimawandel gefährdet alltäglich die Lebensgrundlagen und Gesundheit von Millionen von Menschen weltweit. Und ja, auch in den USA, wo der Klimawandel nachweislich die Voraussetzungen für die jüngsten verheerenden Brände in Los Angeles geschaffen hat.

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, bestätigt der Copernicus Climate Change Service (C3S) in seinem neusten Bericht „Global Climate Highlights“. Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, müssen die Treibhausgase, die die Erde aufheizen, bis 2030 halbiert werden. Doch Trump trat bereits an seinem ersten Tag seiner zweiten Amtszeit als Präsident erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aus – wohlgemerkt als einzige Nation der Welt. Dabei produzieren die USA nach China den zweitgrößten Anteil an Treibhausgasen weltweit, und sind auch historisch betrachtet ihr größter Verursacher: Von 1850 bis 2022 waren die USA für 20 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwortlich.

Es zeigt sich bereits, dass Trump sich in seiner Politik am Project 2025 orientiert, auch wenn er das im Wahlkampf leugnete. In dem fast 1.000-seitigen Papier hatten konservative Thinktanks bereits 2022 Leitlinien für eine zweite Amtszeit des Republikaners formuliert. Darin wird unter anderem der Abbau von Regulierungen für Bohrlizenzen gefordert, um ungehindert fossile Energien zu fördern. Trumps erklärtes Ziel: Die USA sollen unabhängig werden von ausländischen Energielieferanten.

Analysen der Project 2025-Klimapolitik zeigen, dass deren Auswirkungen sowohl in den USA als auch global spürbar sein werden. Sollte Trump diese vermeintliche „Amerika zuerst“-Politik umsetzen, wird sich dies in den USA durch den Verlust von hunderttausenden Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren bemerkbar machen. Die geplante Förderung fossiler Brennstoffe und die damit erhöhte Luftverschmutzung werden zudem zu größeren Gesundheitsschäden in der Bevölkerung führen. Trumps klimafeindliche Politik gefährdet gleichzeitig die globale Klimabewegung. Project 2025 sieht beispielsweise vor, dass die USA sich aus der Weltbank zurückziehen und finanzielle Beiträge an die Bank einstellen. Die Weltbank ist der größte Geldgeber für Klimafinanzierung in Ländern, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, und somit hätte ein Rückzug der USA auch hier katastrophale Konsequenzen.

Die Krise trifft nicht alle gleich

Die Klimakrise trifft von Diskriminierung und sozialer Ungleichheit betroffene Menschen besonders hart. Die pro-Kopf-Emissionen in den Ländern mit dem niedrigsten Einkommen der Welt, wie Niger und Somalia, sind mehr als 140-mal kleiner als die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland. Während Länder des Globalen Nordens durch Überkonsum die Klimakrise verschulden und weiter beschleunigen, spüren die Länder des Globalen Südens die Folgen am stärksten: Extreme Wetterereignisse, Dürreperioden und Überschwemmungen wirken sich auf die Existenzgrundlagen, Gesundheit, Ernährungssicherheit und Bildungschancen von Millionen von Menschen. Besonders bedroht sind unter anderem Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit Behinderung.

Diese Ungerechtigkeit ist eine Folge von Machtdynamiken und struktureller Ungleichheit, die unter anderem im Kolonialismus verankert sind. Hier setzt die Forderung für Klimagerechtigkeit an. Unternehmen und Gesellschaften im Globalen Norden haben einen Großteil ihres Reichtums mit dem Verbrauch endlicher Ressourcen aufgebaut und dabei große Mengen an Treibhausgasemissionen produziert. Daher tragen sie eine Verantwortung, diejenigen Gemeinschaften und Länder zu unterstützen, die nun die Folgen der Klimakrise tragen müssen. Doch Klimaschutzmaßnahmen werden bisher nicht ausreichend finanziert. In welche Bereiche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit dringend investieren müssen, haben wir in unserem aktuellen Factsheet „Bevölkerungsdynamik und Klimakrise“ dargelegt. 

Globale Verantwortung oder nationaler Egoismus

Klimaschutz und Entwicklungspolitik sind untrennbar miteinander verbunden. Allerdings sind Länder mit niedrigem Einkommen ohne Unterstützung häufig nicht in der Lage, Maßnahmen zum Erreichen nationaler Minderungsziele und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu finanzieren. Das Pariser Klimaabkommen legt fest, dass jeder Klimaschutzbeitrag eines Landes die höchstmöglichen Anstrengungen widerspiegeln muss. Dabei werden die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, Möglichkeiten und nationalen Bedingungen der Länder berücksichtigt. Doch Trump hat andere Pläne: Das von ihm unterschriebene Dekret “Amerikas Interessen in internationalen Umweltabkommen an erste Stelle setzen” verpflichtet den US-Botschafter der Vereinten Nationen, umgehend alle finanziellen Zusagen der USA im Rahmen des UN-Klimaabkommens zu stoppen oder zurückzuziehen.

Auch wenn Donald Trump die finanzielle Unterstützung für den Globalen Süden streicht, macht die Klimakrise nicht vier Jahre halt, sondern bleibt eine existenzielle Bedrohung. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere reiche Länder im Globalen Norden, müssen nun die Lücke, die durch die aussetzende Finanzierung seitens der USA entsteht, füllen – Verantwortung übernehmen und so ein Zeichen für Klimagerechtigkeit setzen.

Ansprechpartnerin

Colette Rose

Projektkoordinatorin Internationale Demografie

Telefon: 030 - 31 01 95 91

E-Mail schreiben: rose@berlin-institut.org

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