Fast flächendeckend eingeschränkte Teilhabemöglichkeiten für junge Menschen in Schleswig-Holstein
Kiel, den 13. November 2025 – Wie gut können Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein an Bildung, Freizeit, digitaler Infrastruktur und gesellschaftlichem Leben teilhaben? Dieser Frage widmete sich die Veranstaltung „Teilhabeatlas vor Ort“ im musiculum in Kiel mit Diskutant:innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Alarmierender Gesamtbefund – deutliche Teilhabehürden im gesamten Bundesland
„Unsere Clusteranalyse zeigt, dass, mit Ausnahme Stormarns, keine guten Teilnahmebedingungen in Schleswig-Holstein gegeben sind." Catherina Hinz, Geschäftsführerin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. 9 von 11 Landkreisen weisen deutliche bis sehr hohe Teilhabehürden auf. Das bedeutet: eingeschränkte Teilhabechancen sind die Regel, nicht die Ausnahme. Nur Stormarn zählt bundesweitzu den ländlichen Spitzenreitern und selbst die vier kreisfreien Städte (Flensburg,Kiel, Lübeck, Neumünster) zeigen teils hohe Teilhabehürden.
Bildung: Höchste Schulabbruchquote im Norden
Auch im Bereich der Bildung schneidet Schleswig-Holstein schlecht ab: Mit Ausnahme von Stormarn liegen alle schleswig-holsteinischen Kreise über Bundesdurchschnitt bei den Schulabgängen ohne Abschluss. Die Spitzenwerte weisen Dithmarschen (12,1 Prozent) und Lübeck (11,3 Prozent) auf, der Bundesdurchschnitt liegt hier bei 6,8 Prozent.
Eingeschränkte Mobilität verschlechtert die Teilhabemöglichkeiten
In Schleswig-Flensburg braucht es fast 80 Minuten Fußweg zur nächsten ÖPNV-Haltestelle, in Nordfriesland sind es mehr als 45 Minuten. Die in der Studie als akzeptierte Obergrenze gesetzte Zeit für gute Erreichbarkeit beträgt 15 Minuten und nur einige Städte und Regionen im südlicher Landesteil (Hamburg/Lübeck-Umland) und Kiel erfüllen diesen Standard.
Verschärfend kommt in Schleswig-Holstein auch der Faktor Demografie zum Tragen:
Investition in Bildungs- und Betreuungsangebote überall, so Peggy Eckert, Expertin für Demokratiebildung und Beteiligung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. In den Städten und Kreisen mit hohem Anteil an Schulabgängern ohne Abschluss muss besonders deutlich mehr in Bildung investiert werden. Für alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von sozialem Status, Herkunft und Geschlecht.”
Stärkung der Selbstbestimmung bei Mobilität, finanzieller Unabhängigkeit und Sicherheit
Auch die Stärkung der Selbstbestimmung war zentrales Thema – beispielsweise in Bezug auf Mobilität, finanzielle Unabhängigkeit oder sichere öffentliche Räume. CKinder und Jugendliche sollen ihren Alltag aktiv mitgestalten können und müssen dafür logistisch und auch finanziell unabhängig von der Situation ihrer Eltern handlungsfähiger werden.“, sagt Johanna Okroi (DKJS). „Dafür braucht es ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz sowie sichere Rad- und Verkehrswege für Mobilität mit dem Bus, dem Rad oder zu Fuß.“ Schleswig-Holstein zeigt eines mit aller Deutlichkeit: „In einer alternden Gesellschaft müssen junge Menschen in den Fokus gerückt werden. Ihnen geht Teilhabe ansonsten immer mehr verloren, sie sind unzufrieden und wandern schließlich ab.“ fasst Manuel Slupina, Leiter des Themengebiets Stadt Land bei der Wüstenrot Stiftung, am Ende der Diskussionsrunde zusammen.
Das Länderpapier zu Schleswig-Holsetin mit zentralen Daten, Zahlen, Fakten und ersten, aus der Diskussion vor Ort abgeleiteten Handlungsempfehlungen sowie Grafiken zum Download für Ihre Berichterstattung finden Sie unten im Pressekit.
Weitere Informationen und Download
Alle Stops der Roadshow, die vollständige Publikation sowie interaktive Karten mit den Ergebnissen und die jeweiligen Länderpapiere mit ersten abgeleiteten Handlungsempfehlungen finden Sie unter: www.teilhabeatlas.org.
Auch die Auswertung aller regionalen Austauschrunden und daraus abgeleitet allgemeine Handlungsempfehlungen für Bund, Länder und Kommunen erscheint dort zum Jahreswechsel.
Über die Herausgeber:innen
Der „Teilhabeatlas – Kinder und Jugendliche“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Wüstenrot Stiftung, des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung sowie der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Ziel ist es, politische und zivilgesellschaftliche Entscheidungsträger:innen dabei zu unterstützen, gezielt für mehr Teilhabe von jungen Menschen in Deutschland zu wirken.
Pressekontakte:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Catherina Hinz, hinz@berlin-institut.org, Tel.: +49 160 98966116
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH
Anne Wagner, anne.wagner@dkjs.de, Tel.: +49 30 257676856
Wüstenrot Stiftung
Manuel Slupina, info@wuestenrot-stiftung.de, Tel.: +49 7141 167565 00
ANSPRECHPARTNER:INNEN
Catherina Hinz
Geschäftsführende Direktorin
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