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Auf ein Sterbenswort

Wie die alternde Gesellschaft dem Tod begegnen will

Adrián Carrasco Heiermann, Tanja Kiziak, Catherina Hinz
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© Berlin-Institut

In einigen Landkreisen dürften im Jahr 2035 auf eine Geburt über vier Beerdigungen kommen – heute liegt das Verhältnis bei eins zu zwei. Die Alterung fordert somit unseren Umgang mit dem Sterben heraus. Repräsentative Umfrage und Leitfadeninterviews, die der Studie zugrunde liegen, zeigen, dass die Menschen schmerzfrei, nah am Gewohnten, selbstbestimmt, sozial eingebunden und gut versorgt sterben möchten. Dieses Idealbild haben Frauen wie Männer, Junge wie Alte, Arme wie Reiche, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Unterschiede bestehen aber je nachdem, ob Menschen erstens bereits Sterbenden beiseite gestanden und ob sie zweitens Lücken in der Gesundheits- und Palliativversorgung vor Ort wahrnehmen. Die Gesellschaft ist gefordert, die Unterstützer stärker zu unterstützen. Drei von vier Menschen sehen es zudem als Missstand an, dass das Thema Sterben häufig verdrängt wird. Es gibt also einen Bedarf nach gesellschaftlichem Dialog und neuen Gesprächsräumen. Die Studie zeigt auf, wie wir diesem Bedarf gerecht werden können.

 

Die Studie wurde vom Berlin-Institut in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung und der Software AG – Stiftung erstellt.

Thema: Demografischer Wandel
erschienen: 2020
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Ausgewählte Grafiken

In Teilen Süd- und Nordwestdeutschlands starben 2017 neun oder weniger Personen pro 1.000 Einwohnern. Bis 2035 dürfte es kaum noch Kreise in Deutschland geben, deren Sterberaten derart niedrig liegen. Im Gegenteil: In den meisten Orten werden dann vermutlich zwischen 12 und 15 Sterbefälle auf 1.000 Einwohner kommen. Deutlich höhere Raten sind in den ostdeutschen Bundesländern sowie in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu erwarten. Für einige Regionen wie den Kyffhäuserkreis, das Altenburger Land oder Görlitz kommen die Prognosen sogar auf bis zu 23 Sterbefälle pro 1.000 Einwohner.
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Ein großer Teil der Gesellschaft widmet sich immerhin selten seinem Lebensende. Doch fast jeder Vierte denkt nie an den eigenen Tod. Andere Zahlen ergeben sich, wenn die Bevölkerung nach Altersgruppen aufgeschlüsselt wird. Dabei überrascht kaum, dass Menschen mit steigendem Alter vermehrt darüber nachdenken, was die eigene Endlichkeit bedeutet – hier sind diejenigen, die nie an den eigenen Tod denken oder darüber sprechen, mit acht beziehungsweise neun Prozent nur noch eine kleine Minderheit. Jüngere scheinen auch von außen auf das Thema gestoßen zu werden. Während sich mehr als die Hälfte von ihnen nie Gedanken dazu macht, sprechen fast 60 Prozent selten, gelegentlich oder öfter darüber. Das erstaunt auf den ersten Blick, denn ein Thema zu besprechen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, scheint widersprüchlich. Die Erklärung dafür könnte darin bestehen, dass die Befragten unter „Gedanken machen“ verstehen, dass es um ihren eigenen Tod geht, während sie bei „Reden über das Sterben“ auch ihre Gespräche über verstorbene Angehörige oder zu aktuellen Tagesthemen berücksichtigen.
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Die Grafik zeigt in Schlagworten, welche Wünsche die Interviewpartner häufig genannt haben. Die meisten von ihnen finden sich entlang der sozialen und psychologischen Dimensionen. Dabei geht es den Menschen zum Beispiel um die Beziehung, die sie zu Lebzeiten zu Freundeskreis und Familie pflegen. Sie beschäftigt aber auch, wie sie ihren Angehörigen und Freunden eines Tages in Erinnerung bleiben werden, und beziehen sich damit auf den Zeitraum nach dem Tod. Das „Danach“ haben insbesondere Studienteilnehmer mit religiöser oder spiritueller Haltung im Blick – aber nicht nur. Zur körperlichen Dimension nach dem Tod gehören etwa Bestattungswünsche oder die Entscheidung zur Organspende. Diese Themen haben die Teilnehmer aber kaum angesprochen, sodass die Studie sie nicht weiterverfolgt.
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E-Mail schreiben: hinz@berlin-institut.org

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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