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Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen?
Daten, Fakten, Analysen
Auf der Basis aktueller Zahlen und nach insgesamt 22 Indikatoren wie z.B. Kinderzahlen, Altersverteilung, Wanderungsbewegungen, Freizeitwert, Ausbildungsstand, Industriestatus usw. werden bundesweit die demografischen Entwicklungen dokumentiert und bewertet. Das Werk ist nach Bundesländern, Kreisen und kreisfreien Städten gegliedert, so dass die einzelnen Regionen und Standorte leicht abgefragt werden können. Die Studie erklärt die demografischen Methoden, erläutert die einzelnen Ergebnisse, interpretiert statistische Phänomene und Besonderheiten, gibt Hinweise für Kommunen, Länder und Behörden und stellt die Wirkung der Faktoren des demografischen Wandels dar.
Wie aus Daten Bewertungen werden: das Indikatorensystem
Statistiker erheben zu allen möglichen Kenngrößen Daten. Etwa zur Einwohnerzahl und zur Wirtschaftskraft, zum Wohnungsangebot oder zur landwirtschaftlichen Produktion. Diese Zahlen sind notwendig, um Veränderungen rechtzeitig wahrnehmen und vernünftig planen zu können. Mittels Indikatoren, die Angaben zur demografischen, wirtschaftlichen oder sozialen Entwicklung auf eine Grundgröße beziehen (Einwohner je Quadratkilometer oder Bruttoinlandsprodukt je Einwohner), entsteht ein regional abgestuftes Bild, das sich in Karten oder Tabellen darstellen lässt und einen Vergleich der Regionen ermöglicht.
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat im April 2004 mit der Studie „Deutschland 2O2O - die demokrafische Zukunft der Nation" erstmals eine auf statistische Indikatoren gestützte Bewertung allei deutschen Landkreise und kreisfreien Städte vorgelegt, mit der sich die demografische und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit bewerten lässt. Seither haben andere Institute weitere Studien mit unterschiedlichen Indikatorensystemen erstellt. Diese nutzen zum Teil andere Indikatoren oder gewichten diese unterschiedlich. Deshalb kommen sie mitunter zu anderen Ergebnissen.
Ökonomen neigen dazu, wirtschaftlichen Indikatoren ein größeres Gewicht zuzuschreiben als demografischen oder sozialen. Sozialwissenschaftler führen häufig Befragungen durch, um aus den gesammelten Meinungen ein Abbild der Wirklichkeit zu zeichnen. Subjektive Einschätzungen stimmen allerdings nicht immer mit objektiv messbaren Kriterien überein. Deshalb stützt sich das Berlin-Institut bei seiner Einschätzung der Zukunftsfähigkeit auf ein breites Spektrum demografischer, ökonomischer und sozialer Indikatoren.
Die Wechselwirkungen zwischen Wirtschafts und Bevölkerungsentwicklung sind komplex. So schafft eine günstige Wirtschaftslage Arbeitsplätze und verursacht Zuwanderung. Wo sich viele Menschen niederlassen, entstehen weitere Jobs im Dienstleistungsbereich, Umgekehrt geraten jene Regionen, die in einer wirtschaftlichen Schwächephase ihre motivierten und gut ausgebildeten Einwohner durch Abwanderung verlieren, leicht in einen Abwärtsstrudel: Es fehlen die jungen Familien, weniger Kinder werden geboren und langfristig verschlechtert sich das Verhältnis von Leistungsträgern, Produzenten und Konsumenten zu Renten- und Pensionsempfängern.
Demografische und ökonomische Indikatoren nehmen deshalb in dieser Studie einen breiten Raum ein. Zusätzlich sind Daten über die Integration von Zuwanderern, den Bildungsstand der Bevölkerung und die Attraktivität der Wohnorte in die Bewertung autgenommen. Alle haben einen Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Regionen. Ingesamt umfasst das Modell 22 Indikatoren, die aus Daten der amtlichen Statistik stammen und bis auf Kreisebene verfügbar sind.
Gegenüber der Vorgängerstudie „Deutschland 2020" ist das Bewertungssystem weiterentwickelt worden. Manche Indikatoren wurden ergänzt, andere durch neue, aussagekräftigere ersetzt: Statt der „Wohnungsbau-Aktivität" werden jetzt die „Baulandpreise" zum Vergleich herangezogen. Denn während eine starke Bautätigkeit die günstige Wirtschaftsentwicklung einer Region abbildet (die bereits in anderen Indikatoren berücksichtigt ist), sagen die Baulandpreise mehr über die Attraktivität für potenzielle Zuwanderer aus. Statt des „Anteils der unter 20-Jährigen" ist jetzt der „Anteil unter 35-Jährigen" berücksichtigt. Junge Erwachsene sind eher ein Zeichen für die Attraktivität und einen guten Arbeitsmarkt der Regionen als Jugendliche und Kinder, die ihrerseits bereits in dem Indikator Kinderzahl je Frau berücksichtigt werden. Deshalb entfällt auch der in „Deutschland 2020" verwendete Indikator der „prognostizierten natürlichen Saldorate", der ebenfalls stark mit der „Kinderzahl je Frau" korreliert.
Einige Indikatoren wurden in ihrer Berechnungsgrundlage geändert, so dass sie schärfere Aussagen treffen. Die Anzahl der Erwerbstätigen sowie der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger ist nicht mehr auf die Gesamtbevölkerung bezogen sondern lediglich aul die Gruppe der potenziell erwerbsfähigen 18- bis 65-Jährigen. Dadurch lässt sich die regionale Arbeitsmarktsituation unabhängig von der jeweiligen Anzahl der Kinder und Rentner abschätzen, die auf dem Arbeitsmarkt selten eine Rolle spielen. An Stelle des Anteils der Singlehaushalte tritt jetzt die Zahl der Personen je Haushalt, um das Zusammenleben in Familienverbünden und anderen Lebensgemeinschaften zu berücksichtigen. Der neue Indikator kann unmittelbar aus den Daten der amtlichen Statistik berechnet werden, während die Zahl der Singlehaushalte aus den Befragungen im Rahmen des so genannten Mikrozensus geschätzt werden müssen.
Um die Handlungsfähigkeit der Kommunen zu bewerten, ist die frühere „Gestaltungsquote", die das Verhältnis aus Einnahmen zu Schulden beschreibt, durch den Indikator „Kommunale Schulden je Einwohner" ersetzt. Dieser zeigt ein besseres Bild der tatsächlichen kommunalen Finanzkraft, da in der Gestaltungsquote auch die Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich berücksichtigt sind, die als Subventionen zu werten sind. Um einen besseren Einblick in die Arbeitsmarktchancen der nachwachsenden Generation zu erhalten, ist der Indikator „Ausbildungsplatzdichte", der lediglich die beim Arbeitsamt gemeldeten Ausbildungsplätze sowie die Nachfrager berücksichtigt, gegen die „Jugendarbeitslosigkeit" ausgetauscht.
Neu aufgenommen wurden zwei Indikatoren, die zusätzliche Aspekte der wirtschaftlichen und demografischen Zukunftsfähigkeit beleuchten: Die „Altersbeschäftigung", die den Anteil der älteren Werktätigen an der Volkswirtschaft beschreibt. Und die „Frauenerwerbsquote", die zeigt, wie gut das Potenzial der heute generell gut qualifizierten weiblichen Arbeitnehmerschaft genutzt wird.
Eine wichtige Neuerung im Bewertungssystem des Berlin-Institutes ist die Aufnahme zweier Trend-Indikatoren. Dabei werden die Daten in den Bereichen Demografie und Wirtschaft über einen längeren Zeitraum betrachtet. Umfang und Richtung der Veränderung werden mit einer Trend-Note bewertet, die in den Tabellen zusätzlich durch einen Pfeil dargestellt ist. Bei diesen Indikatoren schneiden Kreise mit einer schlechten wirtschaftlichen Ausgangslage, die in relativ kurzer Zeit große Fortschritte machen, häufig besser ab als solche, die auf hohem Niveau stagnieren. Insgesamt zeigen die Trend-Noten an, wie sich in der jüngeren Vergangenheit die einzelnen Regionen in Relation zu anderen entwickelt haben.
Inhalt
Vorwort - Handeln statt jammern
Gesamtbewertung
Trendwertung
Die zwölf wichtigsten Ergebnisse
Schleswig-Holstein und Hamburg
Stadtstaat oder Flächenland? Nur einer kann gewinnen
Niedersachsen und Bremen
Ost-West-Gefälle
Mecklenburg-Vorpommern
Das alte Land und das Meer
Brandenburg und Berlin
Marode Hauptstadt - florierendes Umland - sieche Peripherie
Sachsen
Musterland mit Sorgen
Thüringen
Verjüngte Städte, alterndes Land
Sachsen-Anhalt
Im Land der Leere
Nordrhein-Westfalen
Ein Land, das zu lange an der Kohle hing
Saarland
Wo der Westen heute schon schrumpft
Rheinland-Pfalz
Wo das Herz Europas schlägt
Hessen
Nord-Süd-Gefälle im Zentrum Deutschlands
Baden-Württemberg
Wirtschaftswunder im 21. Jahrhundert
Bayern
Boom im weißblauen Bundesland
Indikatoren, Benotung und ihre Kriterien
Anmerkungen und Quellen
Für Fragen und Interviews steht Ihnen Dr. Reiner Klingholz unter 0 30-31 01 75 60 zur Verfügung.
Leider ist auch die dritte Auflage der Studie inzwischen bei dtv vergriffen, antiquarisch ist sie aber noch erhältlich. Eine neue, völlig überarbeitete Auflage ist im März 2011 erschienen. Zur Studie