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Von Umbrüchen und Aufbrüchen

Wie ostdeutsche Kommunen steten Wandel meistern

Susanne Dähner, Sabine Sütterlin, Lilian Beck, Catherina Hinz

Ostdeutsche Kommunen haben in den letzten 30 Jahren zahlreiche Strukturbrüche bewältigen müssen. Bis heute prägen der Verlust an Arbeitsplätzen und die Abwanderung vor allem junger Menschen in den Nachwendejahren viele Gemeinden. Zu der enormen Aufgabe, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformationsprozess zu gestalten, gesellten sich immer wieder neue Krisen, wie verheerende Überschwemmungen oder jüngst die Coronapandemie. In den Rathäusern mussten stets innovative Lösungen für die vielfältigen Aufgaben gefunden werden, um beispielsweise den Leerstand zu bewältigen oder die lokale Infrastruktur für eine schrumpfende und alternde Bevölkerung umzubauen. Doch Vorbilder und fertige Konzepte gab es kaum. Ideenreichtum war gefordert, auch weil die Kommunen aufgrund niedriger Steuereinnahmen nicht viel Geld hatten.

Das Berlin-Institut hat anhand zwölf ausgewählter Gemeinden untersucht, wie ostdeutsche Kommunen den Herausforderungen der letzten Jahrzehnte begegnet sind und welche Strategien sie auf dem Weg entwickelt haben. Welche Ideen und Innovationen sind entstanden? Sind sie aufgrund der zahlreichen Probleme besonders krisenfest und gut gewappnet für künftige Aufgaben?

In einem ersten Teil beleuchtet die Studie, welche zentralen Trends, Entwicklungen und Herausforderungen ostdeutsche Städte und Gemeinden in der Vergangenheit besonders gefordert haben, welches die aktuell brennendsten Problemlagen sind und welche Themen Kommunen zukünftig erheblich beschäftigen dürften. Die sechs Entwicklungen sind der demografische Wandel, der wirtschaftliche Strukturwandel und die kommunalen Finanzen, Wissensgesellschaft, Digitalisierung, Klimawandel sowie Engagement und gesellschaftliche Teilhabe.

Ein zweiter Teil stellt die Lösungen, Ideen und Arbeitsweisen in zwölf kleinen bis mittelgroßen ostdeutschen Kommunen von Dobbertin in Mecklenburg-Vorpommern bis Seifhennersdorf in Sachsen vor, die wir für die Untersuchung näher unter die Lupe genommen haben. In den Dörfern und Städten haben wir mit gegenwärtigen und ehemaligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Gemeinde- und Stadtratsmitgliedern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Vereinen, Hochschulen und Unternehmen gesprochen. Wir wollten wissen, wie die Erfahrungen der Nachwendejahre und der Umgang mit wiederkehrenden Umbrüchen sie geprägt haben und welche Ansätze und Lösungen für ihre Kommunen daraus entstanden sind. Die Studie beschreibt, wie mutig, aber auch pragmatisch sich die kommunalen Verantwortlichen den Herausforderungen der letzten 30 Jahre gestellt haben. Sie zeigt Strategien, Ideen und innovative Vorhaben, die in den Kommunen aus den zahlreichen Problemen entstanden sind.

Die Studie wurde gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Themen: Demografischer Wandel, Lebensverhältnisse in Stadt und Land
erschienen: 2021

Ausgewählte Grafiken

Für die vorliegende Studie haben wir zwölf Kommunen in Ostdeutschland ausgewählt. Anhand von Strukturdaten wie Einwohnerentwicklung, Alterung oder Arbeitslosenquote haben wir Kreise identifiziert, die in der Vergangenheit und teilweise immer noch besonders hart von demografischen Veränderungen und wirtschaftlichen Umbrüchen betroffen waren oder sind. In diesen Kreisen haben wir Gemeinden ausgesucht, die mit innovativen Projekten und Maßnahmen auf die Herausforderungen reagieren. Unter den ausgewählten Kommunen finden sich kleine Landgemeinden bis mittelgroße Städte aus verschiedenen Ecken Ostdeutschlands.
Besonders ländliche Regionen im Osten haben mit einem hohen Anteil an leerstehenden Wohnungen zu kämpfen. In manchen abgelegenen oder vom Strukturwandel betroffenen Kreisen ist nach Schätzungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung jede sechste Wohnung unbewohnt. In den Großstädten dagegen ist der Wohnungsmarkt hart umkämpft: gerade einmal 1,3 Prozent der Wohnungen stehen dort im Durchschnitt leer.
Wo wenig wirtschaftsstarke Unternehmen ihren Standort haben und die Einkommen niedriger sind, fallen auch die Steuereinnahmen der Kommunen geringer aus. Gerade ostdeutsche Kommunen mit ihren zahlreichen Aufgaben haben weiterhin die geringsten Steuereinnahmen. Unter den 23 Kreisen und kreisfreien Städten, deren Gemeinden 2019 im Schnitt weniger als 800 Euro pro Einwohner zur Verfügung hatten, fanden sich allein 19 im Osten.

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