Einkommen und Vermögen

In der Mitte verschwimmt die Grenze

Wie weit die deutsche Einheit gediehen ist, wird gern daran gemessen, ob die Bewohner im Osten der Republik inzwischen annähernd gleich viel verdienen wie jene im Westen. Auf den ersten Blick scheint die Antwort klar: Nach einer anfänglichen Aufholjagd, bei der das verfügbare Einkommen der Ostdeutschen von 61 auf 79 Prozent des Westniveaus anstieg, passiert mittlerweile nicht mehr viel. Seit Mitte der 1990er Jahre verringert sich die Lücke nur noch im Schneckentempo. Den Ostdeutschen stehen 30 Jahre nach der Wiedervereinigung im Durchschnitt noch immer 14 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung.

Das eigentliche Einkommensgefälle besteht jedoch nicht zwischen Ost und West, sondern zwischen den wirtschaftlich besonders erfolgreichen Regionen und jenen, die in einem harten Strukturwandel stecken. Dabei fallen die Unterschiede innerhalb des Westens weit größer aus als östlich der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Noch zur Jahrtausendwende lagen die einkommensschwächsten Landkreise ausschließlich im Osten. Nun sind diese zunehmend weit im Westen der Republik zu finden. So haben die Bewohner einiger Ruhrgebietsstädte inzwischen deutschlandweit am wenigsten in ihren Geldbeuteln. Gleichzeitig wird die Kluft zu den reichsten Regionen immer größer. In den einkommensstärksten Landkreisen, in Starnberg bei München, dem Hochtaunuskreis im Umland der Finanzmetropole Frankfurt am Main oder im baden-württembergischen Heilbronn haben die verfügbaren Einkommen in den letzten zwei Jahrzehnten deutschlandweit am deutlichsten zugelegt.

 

Quellen:
Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2019). Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder. Einkommen der privaten Haushalte in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1995 bis 2017. Reihe 2 Kreisergebnisse Band 3. Stuttgart.

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