Pressemitteilung
  • Zum Weltbevölkerungstag 

Ein Blick nach Nord und Süd - Wie demografischen Entwicklungen und ihren Auswirkungen weltweit begegnet werden kann

  • Bevölkerungsentwicklung in Afrika Demografische Dividende Demografischer Wandel Lebensverhältnisse in Stadt und Land

An diesem Weltbevölkerungstag steht die Weltgemeinschaft vor vielfältigen demografischen Herausforderungen. In Deutschland ringt man um Arbeitskräfte, in anderen Weltregionen fehlt es qualifiziertem Fachpersonal an Zukunftsperspektiven. Es gibt jedoch Strategien, mit denen auf die Entwicklungen reagiert werden kann.

Es lassen sich – vereinfacht gesagt – weltweit zwei demografische Tendenzen beobachten: Länder im Globalen Norden kämpfen mit den Auswirkungen alternder Gesellschaften, während Regierungen in vielen Ländern des Globalen Südens durch weiterhin wachsende Bevölkerungen vor der Herausforderung stehen, ein Mehr an Menschen mit Gesundheitsleistungen, Bildung und Arbeitsplätzen zu versorgen. Ein Blick nach Deutschland und nach Subsahara-Afrika zeigt, welche Stellschrauben in Zukunft wichtig sind.

Im Globalen Süden muss der Fokus auf Investitionen in Gesundheit, Bildung und Gleichberechtigung liegen

Auch wenn das Weltbevölkerungswachstum in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist, ist es insbesondere in Subsahara-Afrika immer noch hoch. Hier leben noch besonders viele Menschen in Armut und haben nicht ausreichend Zugang zu Gesundheit, Bildung und sozialen Sicherungssystemen. Um das Potenzial der mehrheitlich jungen Bevölkerungen auszuschöpfen, muss hier vor allem in die Verbesserung der Lebensbedingungen investiert werden. „Ohne Investitionen in Bildung, Gleichberechtigung, Gesundheitsförderung und auch in Arbeitsplätze gibt es keine demografische Dividende“, betont Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts. Eine demografische Dividende tritt dann ein, wenn sich die Altersstruktur durch Fortschritte in den genannten Bereichen dergestalt verändert, dass einem Land viele erwerbsfähige Menschen zur Verfügung stehen und für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.

Der Faktor Geschlechtergerechtigkeit ist für die demografische Dividende von zentraler Bedeutung. Wenn Frauen und Mädchen einen besseren Zugang zu Bildung und modernen Mitteln der Familienplanung haben, können sie sich mit einer größeren Wahrscheinlichkeit am Arbeitsmarkt beteiligen. So wird langfristig die Wirtschaft eines Landes gestärkt.

Beschäftigungsförderung ist aber auch geschlechterunabhängig ein wichtiger Aspekt, um jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Jährlich ensteht ein Bedarf an 25 Millionen neuen Arbeitsplätzen in Afrika. Catherina Hinz bekräftigt: „Die größte Jugendgeneration aller Zeiten wird entscheiden wo es in der Zukunft langgeht – nicht nur in Sachen demografischer, sondern auch nachhaltiger Entwicklung, denn sie sind nicht nur die Arbeitskräfte der Zukunft, sondern auch die Eltern der nächsten Generation.“

Deutschland muss sich besser auf den demografischen Wandel vorbereiten

Ganz andere Bedürfnisse bestehen in den Industrienationen des Globalen Nordens. Länder wie Italien, Japan und auch Deutschland sind schon heute weit fortgeschritten auf dem Pfad der demografischen Entwicklung.

In Deutschland lässt sich beispielsweise in einigen ostdeutschen Flächenländern jetzt schon beobachten, wie lokale Infrastruktur in ländlichen Gebieten immer schwieriger zu gewährleisten ist. Auch der Druck auf Renten- und Gesundheitssysteme nehmen immer mehr zu. An dieser Stelle können eine größere Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt und eine längere Berufstätigkeit allgemein die Auswirkungen des demografischen Wandels etwas abmildern. Doch langfristig werden bestehende Bedarfe hauptsächlich durch Zuwanderung gedeckt werden können.

Hier gilt es schon jetzt, auf Migrationsabkommen mit beispielsweise afrikanischen Ländern zu setzen, in denen qualifiziertes Fachpersonal wenig berufliche Perspektiven hat. Hinz unterstreicht: „Deutschland sollte nicht so lange warten, bis das Potenzial hierzulande komplett ausgeschöpft ist, um Migrationsabkommen wie mit Brasilien auch mit anderen Ländern auf den Weg zu bringen – insbesondere, weil die Regionen, aus denen in der Vergangenheit viele Arbeitskräfte nach Deutschland zugewandert sind, wie zum Beispiel Osteuropa, selbst mit dem demografischen Wandel konfrontiert sind.“

Demografischen Entwicklungen mit Lösungen begegnen

Im Diskurs um Bevölkerungsentwicklung schwingen häufig Ängste mit – vor der Bedeutung einer wachsenden Menschheit im Angesicht des Klimawandels beispielsweise, oder vor der Notwendigkeit der Anpassung etablierter Sicherungssysteme. Doch gerade in diesem Kontext gilt es, Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen, die auf die Bedarfe angepasst sind. So besteht die Chance, auch langfristig gute Lebensverhältnisse für alle zu sichern.

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Ansprechpartnerin

Nele Disselkamp

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: 030 - 31 01 73 24

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