Corona

Regionale Unterschiede auch beim Virus

Mit dem sich weltweit ausbreitenden Coronavirus hat Deutschland im dreißigsten Jahr der Einheit etwas erlebt, womit niemand wirklich gerechnet hat. Gemessen an der Zahl der Erkrankten und Toten ist Deutschland bislang vergleichsweise gut durch diese globale Krise gekommen. Doch das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Jahr 2020 um 4,9 Prozent gegenüber 2019 zurück. Das Minus von 9,7 Prozent im 2. Quartal 2020 gegenüber dem 1. Quartal 2020 knackte einen Rekord: es war der mit Abstand stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen für Deutschland im Jahr 1970. Dabei lässt sich immer noch nicht sagen, welche Regionen langfristig wie stark betroffen sind, denn die Krise ist noch nicht vorbei.

Theoretisch sind alle Regionen gleich vor dem Virus. Der Blick auf die Karte des bisherigen Infektionsgeschehens in Deutschland (Stand Mitte August 2020) zeigt jedoch teilweise große regionale Unterschiede in der Verbreitung des Virus. Mit der ehemaligen Teilung des Landes hängt dies wohl kaum zusammen. Vielmehr dürften regionale Unterschiede in räumlichen, demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Strukturen die Ausbreitung beeinflussen. Während der Süden und Westen der Republik mit zum Teil bis zu 1.500 Erkrankten pro 100.000 Einwohner seit Anfang März im deutschlandweiten Vergleich besonders stark betroffen sind, scheinen viele Kreise im Norden und im Osten der Republik angesichts dieser neuen Gesundheitsbedrohung bislang glimpflich davonzukommen, jedenfalls im Hinblick auf die diagnostizierten Covid-19-Fälle. Die Landkreise Rostock, Uckermark oder Friesland verzeichneten bis zum 18. August 2020 gerade einmal rund 40 Erkrankte pro 100.000 Einwohner.

Was bedeutet der massive Einbruch für den Arbeitsmarkt? Bis zum Beginn der Krise wuchsen die Beschäftigtenzahlen fast durchgängig. Erstmalig seit Mitte der 2000er Jahre gehen sie nun zurück. Im Mai 2020 gab es 1,1 Prozent weniger Erwerbstätige in Deutschland als ein Jahr zuvor, das entspricht knapp einer halben Million Menschen, die ihren Job verloren haben. Die Arbeitslosigkeit stieg deutschlandweit bis Juli auf 6,3 Prozent, das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresmonat. Im internationalen Vergleich steht Deutschland dabei noch gut da. In den USA und in Spanien schnellten die Arbeitslosenquoten auf zeitweilig fast 15 respektive 16 Prozent. Dank Kurzarbeit ist es hier bislang gelungen, die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt überschaubar zu halten. Zwar zeigte das Gastgewerbe mit über 90 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten häufiger als in anderen Branchen Kurzarbeit in Folge der coronabedingten Schließungen von Restaurants, Cafés und Hotels an. Alle Beschäftigten betrachtend, kam dieses Arbeitsmarktinstrument aber in Regionen mit viel Produktion am stärksten zum Einsatz.

 

 

Quellen:
Robert Koch-Institut (2020). COVID-19-Dashboard. bit.ly/348MH97 (18.08.20).
Seils, E. & Emmler, H. (2020). Die Folgen von Corona. Eine Auswertung regionaler Daten. Policy Brief WSI Nr. 43 6/2020. Düsseldorf.

 

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