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Corona hat die Landlust weiter beschleunigt

Die neue Landlust ist nicht plötzlich aufgetreten, sondern sie deutet sich bereits seit einigen Jahren an. Das Liniendiagramm aus unserer neuen Studie "Neu im Dorf - Wie der Zuzug das Leben auf dem Land verändert" zeigt, wie sich die Wanderungssalden der verschiedenen Gemeindetypen im Zeitverlauf seit 2008 entwickelt haben.

2008 verzeichnen nur die Großstädte Wanderungsgewinne, deren Wanderungssaldo (der durch die Differenz aus Zu- und Fortzügen gebildet wird) durch die orange Linie dargestellt wird. Die kleinen Landgemeinden (lila Linie) verläuft ganz unten und liegt deutlich im roten Bereich, in dem Wanderungsverluste verzeichnet werden. Der Trend, dass Großstädte viel Zuzug erleben, setzt sich in den folgenden Jahren fort, doch auch die Wanderungssalden der kleineren Gemeinden steigen Jahr für Jahr an. Die hohe Fluchtzuwanderung im Jahr 2015 überlagert das Wanderungsgeschehen zeitweilig. Hier erfahren alle Gemeindetypen viel Zuzug, weil Menschen, die in Deutschland Asyl beantragen, gleichermaßen auf Städte wie auch Dörfer verteilt werden. Ab etwa 2017 setzt sich die neue Landlust weiter fort: Die Zuzüge in den Landgemeinden steigen weiter an, zu Lasten vor allem der Großstädte.

Die Corona-Pandemie schließlich verstärkt die bestehende Entwicklung noch. 2020 legen die Wanderungsgewinne der Landgemeinden weiter zu. Die kleinen Gemeinden verzeichnen nun im Vergleich mit den anderen Gemeindetypen mit die höchsten Wanderungsgewinne. Im zweiten Pandemiejahr 2021 verstetigt sich die Entwicklung. Der Zuzug der Großstädte dagegen bricht 2020 ein, sie verzeichnen zunächst sogar Wanderungsverluste. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Zuzug aus dem Ausland im ersten Pandemiejahr stark gesunken ist und dass Schulabgänger:innen den Umzug in die Universitätsstädte zunächst wegen Online-Lehre aufschoben. Im zweiten Pandemiejahr schließlich steigt der Zuzug der Großstädte wieder leicht an, es gibt wieder mehr Zuzug aus dem Ausland und die Hochschulen kehren wieder zur Lehre in Präsenz zurück.

Ansprechpartner

Dr. Frederick Sixtus

Projektkoordinator Demografie Deutschland

Telefon: 030 - 31 10 26 98

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Adrián Carrasco Heiermann

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Telefon: 030 - 31 01 61 54

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