Grafik des Monats

Die Lausitz zwischen industriellem Strukturwandel und demografischer Transformation

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Deutschlandweit gehört die Lausitz zu den Regionen mit der ältesten Bevölkerung: Das Durchschnittsalter liegt hier bei 48,7 Jahren und ist somit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 44,6 Jahren (Stand 2020). Das hohe Durchschnittsalter wird auch in der natürlichen Bevölkerungsentwicklung sichtbar. Wie unsere Grafik des Monats zeigt, übersteigen seit 1995 die Sterbefälle die Geburtenzahlen konstant und bescheren der Region einen Bevölkerungsrückgang.

Zwischen Abwanderung und Zuzug

Zwischen 1995 und 2014 hatte die Lausitz jedoch nicht nur mit einer alternden, sondern auch mit einer abwandernden Bevölkerung zu kämpfen. Nach der Wiedervereinigung führten die massiven Deindustrialisierungmaßnahmen dazu, dass vor allem junge Menschen aufgrund von Arbeitslosigkeit und fehlender beruflicher Perspektiven die Region verließen. Diese Entwicklung wird in der Grafik besonders stark bis ca. 2001 sichtbar. In der Folge fehlten auch die jungen Menschen, die in der Lausitz eine Familie gründeten, was die Bevölkerung zusätzlich schrumpfen ließ.

Doch dann kam die Trendwende, die Zeichen standen auf Zuzug. Seit 2015 ist die Wanderungsbilanz der Region kontinuierlich positiv, es ziehen also mehr Menschen zu als abwandern. Das ist einerseits auf die verstärkte Fluchtzuwanderung zurückzuführen, zum anderen auf die Landlust vieler Stadtbewohner:innen. Besonders der Speckgürtel um Berlin im Landkreis Dahme-Spreewald profitiert von dieser Entwicklung.

Wie die Lausitz vom Strukturwandel profitieren kann

Zuzug bleibt wichtig für die Region: Laut den Bevölkerungsprognosen des Landesamtes für Bauen und Verkehr (LBV) Brandenburgs wird die Einwohnerzahl der Lausitz bis 2030 voraussichtlich um etwa weitere sechs Prozent schrumpfen. Insbesondere ländlichere Gegenden sind weiterhin von Überalterung betroffen. Neben den demografischen Entwicklungen stellt der Kohleausstieg eine weitere Herausforderung dar.

Doch hier könnte auch eine Chance für einen nachhaltigen Strukturwandel liegen, der zukünftig wiederum neue Bewohner:innen anzieht. Mittel der Strukturwandelförderung fließen zum Beispiel in die Ansiedlung von wissenschaftlichen Instituten und in den Ausbau von Infrastruktur, wie Bahnverbindungen aber auch digitaler Infrastruktur. Auch die Kommunen reagieren bereits auf diese Entwicklung: Sie investieren in die Attraktivität ihrer Standorte und entwickeln beispielsweise Konzepte für leerstehende Immobilien. Diese Situation bietet Chancen für Zuzügler und Rückkehrer:innen, die hier bezahlbares Wohnen im Grünen finden.

Ansprechpartner

Dr. Frederick Sixtus

Projektkoordinator Demografie Deutschland

Telefon: 030 - 31 10 26 98

E-Mail: sixtus@berlin-institut.org

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