Grafik des Monats

Müttersterblichkeit ist vermeidbar – doch Fortschritte sind weltweit ungleich verteilt

In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Frauen, die jährlich im Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Geburt sterben, um 34 Prozent gesunken – ein Fortschritt, der auch dem historischen Aktionsprogramm der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo im Jahr 1994 zu verdanken ist.

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© Berlin-Institut

Dieses damals von 179 Ländern verabschiedete Abschlussdokument stellte erstmals in der Geschichte der Bevölkerungspolitik einen rechtebasierten Ansatz ins Zentrum, den der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Doch wie unsere Grafik des Monats unterstreicht, ist die Müttersterblichkeit seit 2016 nicht weiter zurückgegangen. Insbesondere in Subsahara-Afrika ist sie im Vergleich mit dem weltweiten Durchschnitt weiterhin hoch: hier sind im Jahr 2020 schätzungsweise 545 Frauen per 100.000 Lebendgeburten gestorben. Die drei Länder mit einer Müttersterblichkeit über 1.000 liegen alle in Subsahara-Afrika: in Nigeria starben 1.047 pro 100.000, in Tschad 1.063 und im Südsudan sogar 1.223 Frauen. Weltweit lag der Wert bei 223.

Verbesserungen gab es vor allem in Ländern des globalen Nordens und hier für privilegierte Bevölkerungsgruppen

Die überwiegende Mehrheit der Todesfälle von Müttern ist heute medizinisch und technologisch vermeidbar. Wieso ist die Müttersterblichkeit also in den letzten Jahren nicht weiter gesunken? Ein Grund ist, dass viele Eingriffe z.B. zur Behandlung von Blutungen nach der Geburt oder schwangerschaftsbedingter Infektionen nicht zugänglich sind oder nicht zum Einsatz kommen – sei es aufgrund fehlender Ressourcen oder Diskriminierung. Besonders gefährdet sind Frauen in Kriegs- und Krisengebieten. Weiterhin sind Fortschritte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte (SRGR) global und auch innerhalb von Regionen sehr ungleich verteilt, wie der Weltbevölkerungsbericht 2024 gezeigt hat. Marginalisierte Frauen, wie indigene oder Schwarze Frauen, haben über die Jahre am wenigsten von positiven Entwicklungen profitiert: Bei einer Frau aus Afrika ist die Wahrscheinlichkeit, an Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen zu sterben, etwa 130-mal höher als bei einer Frau aus Europa und Nordamerika. Und in Nord- und Südamerika sterben Frauen afrikanischer Abstammung häufiger bei der Geburt als weiße Frauen. In den USA ist die Rate dreimal höher als im Landesdurchschnitt.
Eine der häufigsten Ursachen für Müttersterblichkeit sind außerdem nach wie vor unsichere Schwangerschaftsabbrüche. In Subsahara-Afrika sind etwa 77 Prozent aller Abbrüche unsicher, weltweit sind es 45 Prozent. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in vielen Ländern Abtreibungen teilweise oder vollständig verboten sind.

In den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen wurde das Ziel formuliert, bis 2030 die globale Müttersterblichkeit auf unter 70 zu senken. Dieses Ziel scheint zum jetzigen Zeitpunkt unerreichbar, wenn nicht entschieden gegengesteuert wird.

Ansprechpartner:innen

Catherina Hinz

Geschäftsführende Direktorin

Telefon: 030 - 22 32 48 45

E-Mail: hinz@berlin-institut.org

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Colette Rose

Projektkoordinatorin Internationale Demografie

Telefon: 030 - 31 01 95 91

E-Mail: rose@berlin-institut.org

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