Internationale Demografiepolitik
Die Weltbevölkerung wächst: Bis zur Mitte des Jahrhunderts dürften 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben – 2,5 Milliarden mehr als heute. Die Zuwächse konzentrieren sich zunehmend auf die ärmeren Länder in West- und Südasien sowie Afrika, während die Bevölkerungszahlen anderswo bereits stagnieren oder rückläufig sind. Nachhaltige Entwicklungsstrategien müssen diese unterschiedlichen demografischen Realitäten einbeziehen und ihre Maßnahmen den jeweiligen Herausforderungen anpassen.
Versorgungsdruck mindern
Am stärksten wächst die Bevölkerung zurzeit in Ländern mit niedrigem Einkommen, die noch am Anfang des demografischen Übergangs stehen. Allein in Subsahara-Afrika wird sich die Bevölkerung bis 2050 voraussichtlich um zwei Drittel vergrößern und so bis zur Mitte des Jahrhunderts einen Großteil des globalen Bevölkerungszuwachses stellen. Damit der Versorgungsdruck abnimmt und der Wandel der Altersstruktur einsetzt, der für eine demografische Dividende nötig ist, müssen die Kinderzahlen künftig weiter sinken. Bildung, gute Arbeitsplätze und soziale Sicherung ermöglichen eine selbstbestimmte Lebensführung, die eine geringere Kinderzahl zur Folge haben kann. Auch Verbesserungen in der Geschlechtergerechtigkeit und die Gewährleistung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte helfen Menschen dabei, so viele Kinder zu bekommen, wie sie möchten.
Den Jugendüberhang nutzen
Die Schaffung von Jobs ist vor allem für jene Staaten zentral, die bereits weiter im demografischen Übergang vorangeschritten sind. Aufgrund niedrigerer Kinderzahlen wachsen etwa Staaten wie Tunesien, Brasilien oder Bangladesch zwar nicht mehr so stark. Dafür weisen sie jedoch einen großen Jugendüberhang auf, also eine große Zahl junger Menschen im erwerbsfähigen Alter im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Diese Altersstruktur des sogenannten demografischen Bonus bietet unter den richtigen Rahmenbedingungen die Chance auf eine demografische Dividende. Eine umsichtige Demografiepolitik muss in diesen Ländern nicht nur dringend Perspektiven für die Jugend schaffen, sondern auch die Weichen stellen, um auf den künftigen Alterungsprozess der Gesellschaft vorbereitet zu sein.
Herausforderung Alterung
Jene Staaten, die im demografischen Übergang bereits weit vorangeschritten sind, tragen kaum mehr zum globalen Bevölkerungswachstum bei. Aufgrund niedriger Kinderzahlen erleben viele bereits einen Rückgang ihrer Einwohnerzahlen und altern zudem zunehmend. So liegt das Medianalter, das die Bevölkerung in zwei gleich große Gruppen teilt, in Deutschland bei 46 Jahren, in Japan bei fast 50 Jahren. Hier nimmt der Anteil der Älteren gegenüber den Menschen im Erwerbsalter stetig zu, was die Sozial- und Rentensysteme zunehmend unter Druck setzt. Es wird immer dringender, dafür nachhaltige demografiepolitische Lösungen zu finden, denn mit den alternden Jahrgängen der „Babyboomer“ wird die Herausforderung durch den demografischen Wandel in vielen Staaten zunehmend größer.
Quelle: UN DESA Population Division (2024). World Population Prospects: The 2024 Revision, Online Edition.
Zuletzt aktualisiert 30.08.2024
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