Gesundheit und Lebenserwartung

Gestiegene Lebenserwartung in Ost und West

Bis Mitte der 1970er Jahre nahm die Lebenserwartung auf beiden Seiten der Mauer in annähernd gleichem Maße zu. Dann verlangsamte sich der Anstieg in der DDR, während er sich in der alten Bundesrepublik fortsetzte. So konnten kurz nach der Wiedervereinigung geborene Jungen im Westen durchschnittlich auf 73 Jahre und Mädchen auf 80 Jahre Lebenszeit hoffen. Das waren 3,2 respektive 2,3 Lebensjahre mehr als für Neugeborene im Osten. In den Nachwendejahren verringerten sich die Differenzen zwischen beiden Landesteilen. Für Mädchen macht es seit Mitte der 2000er Jahre keinen Unterschied mehr, ob sie östlich oder westlich der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zur Welt kommen. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung beträgt zwischen Aachen und Zittau heute 83 Lebensjahre. Auch für ostdeutsche Jungen ist seit Anfang der 1990er Jahre die Lebenserwartung gestiegen, doch bis heute bleibt eine Lücke von 1,2 Jahren zu ihren westdeutschen Geschlechtsgenossen.

Nicht mehr Ost-West bestimmt heute maßgeblich über die Unterschiede in der Lebenserwartung, sondern soziale Differenzen. Vor allem in den wirtschaftlich schwachen Regionen der östlichen Peripherie und im Ruhrgebiet ist die Lebenserwartung relativ niedrig. Im wohlhabenden Süden leben die Menschen dagegen besonders lang. Je besser Menschen finanziell dastehen, je besser sie gebildet sind, je mehr Möglichkeiten sie haben, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und sich selbst zu verwirklichen, desto länger leben sie im Schnitt.

Die Grafiken zeigen die Veränderung der mittleren Lebenserwartung von Frauen und Männern in Ost und West sowie die heutigen regionalen Unterschiede.

 

Quellen:
Rau, R. & Schmertmann, C.P. (2020). Lebenserwartung auf Kreisebene in Deutschland. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 493-9.
Human Mortality Database (2020). Life expectancy at birth. Germany, East Germany and Germany, West Germany. https://www.mortality.org.
Sütterlin, S. (2017). Hohes Alter, aber nicht für alle. Wie sich die soziale Spaltung auf die Lebenserwartung auswirkt. Berlin: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

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