Landwirtschaft und Ernährung

Weniger Bauernhöfe, größere Flächen, mehr Bio

Zwei Agrarsysteme stießen nach dem Mauerfall aufeinander. Die Unterschiede sind bis heute sichtbar. In der alten Bundesrepublik liegt die Produktion pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel traditionell und bis heute hauptsächlich in den Händen bäuerlicher Familienbetriebe. Im Osten, wo im Zuge der Kollektivierung in den 1950er Jahren überwiegend Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) entstanden waren, dominieren Genossenschaften sowie Personengesellschaften, die meist über große Nutzflächen verfügen. In Mecklenburg-Vorpommern lag die durchschnittliche Betriebsgröße 2016 bei 275 Hektar, in Sachsen bei 139 Hektar. Dagegen bewirtschafteten bäuerliche Betriebe in Schleswig-Holstein im Mittel 78 Hektar, in Baden-Württemberg sogar nur 35 Hektar.

Die Nachfrage nach Biolebensmitteln steigt. Nach dem jüngsten Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft achten 40 Prozent der Befragten im Osten und 52 Prozent im Westen beim Einkauf auf das EU-Biosiegel. Landwirte steigen daher zunehmend auf nachhaltige Wirtschaftsweisen um. Die Zahl der Ökobetriebe hat sich von 1996 bis 2019 mehr als vervierfacht. In gleichem Ausmaß haben sich die Ökoanbauflächen über diesen Zeitraum ausgedehnt. Sie stellen derzeit zehn Prozent der gesamten Agrarflächen. Dabei bilden sich zwischen Ost und West wieder die alten Unterschiede ab. Die fünf östlichen Flächenländer beherbergen zusammengenommen rund 5.000 ökologisch erzeugende und verarbeitende Betriebe, Importeure und Handelsunternehmen, wobei die Erzeuger eine Fläche von 566.000 Hektar bewirtschaften. Im Westen einschließlich Berlins sind es achtmal mehr Betriebe bei knapp doppelter Fläche.

 

Quellen:
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (ohne Jahr). Entwicklung des Ökologischen Landbaus nach Bundesländern. bit.ly/2GrTvF9.
Statistisches Bundesamt (2020). Betriebsgrößenstruktur landwirtschaftlicher Betriebe nach Bundesländern. bit.ly/3501d3B.

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