Demografischer Wandel
Deutschland erlebt derzeit die letzten Jahre einer Phase, in der sich noch eine demografische Dividende einfahren lässt. Große Teile der Bevölkerung sind im erwerbsfähigen Alter und erwirtschaften den Wohlstand des Landes. Sie zahlen Steuern, füllen mit ihren Beiträgen die Renten- und Sozialkassen und arbeiten etwa als Fachkräfte in Unternehmen oder als Pflegende in Krankenhäusern und Altenheimen. Doch nach und nach wechseln die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer vom Erwerbsleben in den Ruhestand. Sie hinterlassen auf dem Arbeitsmarkt eine Lücke, welche die nachkommenden Generationen rein zahlenmäßig nicht füllen können. Das stellt Gesellschaft, Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialsysteme vor große Herausforderungen.
Anpassungen müssen sein
Deutschland gehört zu den Pionieren des demografischen Wandels. Es muss früher als andere lernen, mit der Alterung seiner Bevölkerung umzugehen. Vermeiden lässt sich dieser Wandel nicht, denn Wohlstand, Bildung, bessere Gesundheitssysteme und ein in vielfacher Hinsicht besseres Leben haben in allen Industrieländern die Lebenserwartung steigen und die Geburtenziffern sinken lassen. Die ersten Anpassungen an diesen Wandel haben bereits stattgefunden: Immer mehr Menschen sind erwerbstätig, das Renteneintrittsalter steigt auf 67 Jahre, das Bildungsniveau ist so hoch wie nie und mehr Zuwandernde finden ihren Weg nach Deutschland. Doch es werden weitere Anstrengungen nötig sein, um den Wohlstand zu sichern oder die Leistungsfähigkeit der Sozialsysteme zu erhalten – zumal die Verrentung der Babyboomer gerade erst beginnt.
Organisation einer alten Gesellschaft
Weil sich vor allem die gesunde Lebenszeit verlängert, bedeutet der demografische Wandel für jeden Einzelnen einen großen Gewinn. Gehörte man früher als über 65-Jähriger schon zum alten Eisen, sind heute viele Menschen im Rentenalter noch fit und bringen sich in die Gesellschaft ein. Doch auch sie werden irgendwann auf Hilfe angewiesen sein. Während heute noch ein Großteil der Pflegeleistung von Familienangehörigen erbracht wird, stehen dafür künftig aber immer weniger Kinder oder Schwiegerkinder zur Verfügung. Denn viele Hochbetagte von morgen haben keinen eigenen Nachwuchs oder die Kinder leben an einem weit entfernten Ort. Der Staat wird also stärker als bislang gefordert sein, die Pflege zu garantieren und auch sorgende „Ersatzfamilien“ in Form von generationsübergreifenden und kleinräumigen Unterstützungsnetzwerke werden wichtiger.
Umgang mit dem demografischen Wandel
Zum konstruktiven Umgang mit den Veränderungen gehört eine nüchterne Analyse, das Akzeptieren unverrückbarer Entwicklungen sowie Ziele, die sich mit den vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten erreichen lassen. Die Studien des Berlin-Instituts liefern hierfür kritische Analysen und Hintergrundinformationen. Neben statistischen Auswertungen nutzen wir qualitative Befragungsmethoden, die zeigen, wie politisch Verantwortliche oder die Menschen vor Ort quantitative messbare Entwicklungen wahrnehmen und wie sie darauf reagieren. Davon ausgehend entwickelt das Berlin-Institut Lösungsansätze und formuliert Handlungsempfehlungen an Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Ansprechpartner:innen
Dr. Frederick Sixtus
Projektkoordinator Demografie Deutschland
Telefon: 030 - 31 10 26 98
E-Mail: sixtus@berlin-institut.org

© Berlin-Institut
Dr. Florian Breitinger
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Telefon: 030 - 31 01 95 92
E-Mail: breitinger@berlin-institut.org

© Berlin-Institut