Sport und Reisen

Volleyball im Osten, Tennis im Westen

In den östlichen Bundesländern bleiben die Menschen hinsichtlich ihrer in Vereinen organisierten Sportbegeisterung bislang weit hinter den westlichen zurück. Während in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern nicht einmal jeder sechste einen Mitgliedsausweis eines Sportvereins besitzt, gehört er in vielen westdeutschen Flächenländern für jeden Dritten selbstverständlich dazu. Insgesamt sind die Menschen heute aber sportlicher als noch vor 30 Jahren. Auf einer Skala von 1 bis 4,  bei der 1 keinerlei sportliche Aktivität bedeutet und 4 mindestens einmal wöchentlich, haben sich die Ostdeutschen seit 1991 von 1,6 auf fast 2,3 Punkte hochtrainiert wie die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen. Die Unterschiede zu den westdeutschen Sportkameraden bleiben, denn auch sie ziehen inzwischen häufiger ihre Sportschuhe an als noch Anfang der 1990er Jahre. Sie haben sich auf der Skala von knapp über 2 auf 2,6 gesteigert. Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik schwitzte 2015 fast die Hälfte der Bewohner mindestens einmal wöchentlich beim Laufen, Fußballspielen oder Tennismatch. Im Osten traf dies nur auf gut ein Drittel zu.

Bei welchen sportlichen Aktivitäten sich die Menschen am liebsten verausgaben, ist regional unterschiedlich. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. So ist fast überall im Land der Fußball das beliebteste „Sportgerät“. In den meisten Regionen sind ungefähr ein Viertel aller Sportvereinsmitglieder in einem Fußballverein organisiert, in Bayern und Nordrhein-Westfalen sogar mehr als ein Drittel. Welchen langfristigen Einfluss die DDR-Sportpolitik auf Vorlieben zu bestimmten Sportarten hat, zeigt sich beim Volleyball. Vom Staat besonders gefördert, findet dieser Mannschaftssport bis heute auch im Breitensport im Osten anteilig mehr Sportenthusiasten als im Westen. Ganz anders sieht es beim Tennis aus, der bundesweit mit fast 1,4 Millionen Vereinsmitgliedern drittstärksten Sportart: Während in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen Tennis nicht einmal zwei Prozent der Sportvereinsmitgliedschaften ausmacht, sind es in Baden-Württemberg und Bayern mit sieben Prozent mehr als dreimal so viele. Im Westen hatten die Erfolge der Tenniswunderkinder Steffi Graf und Boris Becker in den 1980er Jahren dem Sport einen starken Zulauf beschert. In der DDR war er dagegen aus der staatlichen Förderung gefallen und wurde kaum trainiert.

 

Quellen:
Landessportbünde der Bundesländer (2019/2020). Bestandserhebungen / Statistiken. diverse Orte.
Deutscher Olympischer Sportbund (verschiedene Jahre). Bestandserhebungen.

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