Kriminalität

Ostdeutsche weiterhin verunsichert

In den Jahren nach der Wende fühlten sich besonders viele Menschen durch Kriminalität bedroht. Über die Hälfte der Bewohner des früheren Bundesgebiets äußerte 1994, diese bereite ihr große Sorgen, in den damals neuen Bundesländern waren es sogar fast drei Viertel. Nachdem die Kriminalitätsfurcht in den letzten drei Jahrzehnten überall im Land gesunken war, stieg sie zuletzt im Osten wieder an. Einer Umfrage aus dem Januar 2020 zufolge fühlen sich 35 Prozent der Ostdeutschen unsicher, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Anders als im Westen, wo der Wert bei 21 Prozent verharrte.

Das tatsächliche Ausmaß der Kriminalität und die Angst davor können weit auseinandergehen. So lag das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, schon 1993 in Ostdeutschland kaum höher als im Westen. Die Verunsicherung der Ostdeutschen hatte wohl viel mehr mit dem gesellschaftlichen Umbruch zu tun, den die Wiedervereinigung mit sich brachte. Die polizeiliche Kriminalstatistik weist 2019 für die ostdeutschen Flächenländer insgesamt eine etwas höhere Kriminalitätsbelastung je Einwohner aus als für die westlichen. Noch deutlicher ist aber ein Nord-Süd-Gefälle zu erkennen: Nirgendwo registriert die Polizei so wenige Straftaten je Einwohner wie in Bayern und Baden-Württemberg. Kriminologen führen dies auf die wirtschaftlichen Unterschiede und die ungleichen gesellschaftlichen Teilhabechancen zurück.

Auch verteilen sich einzelne Deliktarten unterschiedlich über das Bundesgebiet. Das Nord-Süd-Gefälle zeigt sich deutlich bei Wohnungseinbrüchen. Gewaltkriminalität ist dagegen ein Phänomen größerer Städte. Autodiebe wiederum schlagen überwiegend in der Nähe der Grenzen zu Polen, zu Belgien und den Niederlanden zu, von wo aus sie die entwendeten Kraftfahrzeuge schnell dem Zugriff der deutschen Polizei entziehen können.

 

Quellen:
Bundeskriminalamt (2020). Polizeiliche Kriminalstatistik. Tabelle 01. Fälle - ausgewählte Straftaten. Wiesbaden.
 

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