Gleichstellung
Weiterhin gleicher im Osten
In Sachen Gleichstellung hat sich in den vergangenen 30 Jahren einiges getan. Für ostdeutsche Mütter war es schon zur Wiedervereinigung selbstverständlich, berufstätig zu sein und die eigenen Kinder während der Arbeitszeit in Krippen und Kindergärten unterzubringen. In der alten Bundesrepublik dagegen war die Familiengründung für viele Frauen der Moment, an dem ihre eigene Berufstätigkeit in den Hintergrund trat. Über die drei Jahrzehnte im geeinten Land ist es zu einem deutschlandweit akzeptierten Lebensmodell geworden, dass Frauen, auch wenn sie Mütter werden, berufstätig sind. Der Osten war das Vorbild, der Westen hat nachgezogen. Waren Anfang der 1990er Jahre gerade einmal die Hälfte aller westdeutschen Frauen zwischen 15 und 64 Jahren erwerbstätig, sind es inzwischen mit knapp 72 Prozent ähnlich viele wie im Osten, wo es 74 Prozent sind.
Trotzdem bleiben noch sichtbare Unterschiede, vor allem beim sogenannten Gender Pay Gap, dem Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen. Gründe für niedrigere Löhne von Frauen - wie häufigere Teilzeittätigkeit, längere Erwerbsunterbrechungen oder seltenere Führungspositionen - sind im Osten weniger ausgeprägt. Deshalb herrscht dort auch in Einkommensfragen mehr Gleichberechtigung: Mit gerade einmal 7 Prozent fällt der Unterschied sehr viel geringer aus als im Westen mit 21 Prozent. Dies zeigt sich regional noch deutlicher. Im Westen der Republik verdienen Männer überall mehr als Frauen. In einigen Landkreisen im wirtschaftsstarken Süden erzielen die Männer im Medianeinkommen über 1.000 Euro mehr als Frauen. Im Osten fallen diese Lohnunterschiede sehr viel geringer aus. Dort liegen auch die insgesamt 23 von 401 Landkreise und kreisfreien Städte, in denen Frauen am Ende des Monats mehr Geld mit nach Hause bringen. Dies passiert jedoch auf einem insgesamt niedrigeren Lohnniveau.
Quellen:
Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2020). Beschäftigungsstatistik, Sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte. Stichtag 31.12.2019. Nürnberg.
Katapult (2020). In 23 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten verdienen Frauen mehr als Männer. bit.ly/3l8ysHp (21.08.20)