Alle sollen teilhaben

Teilhabeorientierte Integration verfolgt das Ziel, dass alle Bewohner:innen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, unabhängig davon, wie lange sie schon hier leben. Doch mitunter können die integrationspolitischen Anstrengungen auch Ablehnung unter den Alteingesessenen hervorrufen. Es kann das Gefühl entstehen, dass die neuen Einwohner:innen Unterstützungsangebote erhalten, die ihnen selbst verwehrt bleiben. Dabei könnten viele Regionen von Zuwanderung profitieren. Dies setzt allerdings voraus, dass Kommunen erfolgreich die Teilhabechancen nicht nur der neuen, sondern aller Bewohner:innen verbessern.

Zahlreiche Landkreise und kreisfreie Städte haben ihre Integrationsstrategie in einem Integrationskonzept festgeschrieben. Mancherorts liegt dem ein teilhabeorientiertes Verständnis von Integration zugrunde und die kreisangehörigen Kommunen verankern Integration als Querschnittsaufgabe in der allgemeinen Sozialpolitik. Das Berlin-Institut geht deshalb in einem dreijährigen Forschungsprojekt der Frage nach, wie Kommunen ihre Integrationsanstrengungen für alle öffnen, die Unterstützung brauchen, welche Hürden die Verantwortlichen vor Ort dabei überwinden und welche Wirkung eine inklusive Integrationsstrategie erzielt.

In der ersten Projektphase untersuchen wir bestehende Integrationskonzepte. In der zweiten Projektphase begleiten wir in sechs ausgewählten Landkreisen jeweils ein bis zwei Gemeinden über rund anderthalb Jahre bei der Umsetzung.

Begleitende Expert:innen-Workshops

Während der zweiten Projektphase führt das Berlin-Institut zwei Workshops mit Expert:innen aus Landkreisen und kreisfreien Städten sowie Vertreter:innen kommunaler Spitzenverbände durch. In diesen Veranstaltungen diskutieren die Teilnehmenden bisherige Projektergebnisse, bringen ihre Erfahrungen aus der Praxis ein und haben die Möglichkeit, sich untereinander zu teilhabeorientierter Integrationsarbeit auszutauschen.

Unterschiedliche Teilhabechancen

Die Clusteranalyse fasst kreisfreie Städte und Landkreise mit ähnlichen Teilhabechancen in Gruppen zusammen. Daraus lassen sich sechs Cluster voneinander abgrenzen. Zu den Clustern 1 bis 3 zählen insbesondere Städte und ihr Umland, zu den Clustern 4 bis 6 eher ländliche Kreise. Innerhalb dieser Gruppen sind die Teilhabechancen im städtischen Cluster 1 und im ländlichen Cluster 4 am besten. Diese sind am ehesten im Südwesten Deutschlands vertreten. Im städtischen Cluster 2 und ländlichen Cluster 5 bestehen vereinzelte Schwierigkeiten bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Das städtische Cluster 3 sowie das ländliche Cluster 6 bieten ihren Bewohner:innen die bundesweit geringsten Chancen zur Teilhabe. Besonders häufig befinden sich diese Cluster in ostdeutschen Bundesländern. © Berlin-Institut

Auf Zuwanderung folgten Debatten und neue Strategien

Auf die hohen Zuwanderungszahlen 2015 und 2016 folgten nicht nur hitzige Debatten. So entstanden die meisten Integrationskonzepte der Landkreise und kreisfreien Städte in ihrer aktuellen Form in den Folgejahren. Das ist vor allem in den Kreisen der Fall, die in der Clusteranalyse als ländlich eingestuft wurden. Neben dem gestiegenen Bedarf nach Orientierung und Leitlinien in Zeiten hoher Zuwanderung, können zahlreiche weitere Faktoren beeinflussen, ob ein Konzept entsteht: Lassen sich etwa Lokalpolitik und Verwaltung darauf ein und sind bereit, auch in den eigenen Reihen die interkulturelle Öffnung voranzutreiben? Unterstützt die Landespolitik Kreise und Kommunen bei der Entwicklung oder fordert sie sogar dazu auf? Und welchen Rückhalt hat die lokale Integrationspolitik bei den Einwohner:innen? © Berlin-Institut

Integrationskonzepte rücken die Menschen und ihre Teilhabe in den Vordergrund

Die Wortwolke bildet die Begriffe nach der Häufigkeit ihrer Verwendung ab, mit denen in den untersuchten Konzepten das Integrationsverständnis beschrieben wird. Neben Integration finden sich am häufigsten die Worte Menschen, Prozess, Teilhabe und Gesellschaft. Die Begriffe spiegeln somit das Grundverständnis von Integration wider: Die Landkreise und kreisfreien Städte begreifen Integration vor allem als kontinuierlichen Prozess, der nicht auf einen finalen Zustand hinführt. Die Bewohner:innen müssen immer wieder neu aushandeln, wie sie zusammenleben wollen. Die Integrationspolitik vor Ort soll gute Rahmenbedingungen dafür schaffen. Sie soll einerseits strukturelle Benachteiligungen abbauen, etwa bei den Bildungschancen von Kindern aus sozioökonomisch schlechtergestellten Familien, oder auf dem Wohnungsmarkt. Andererseits soll sie Debatten in der Zivilgesellschaft aufgreifen, und moderieren. © Berlin-Institut

Ansprechpartner

Adrián Carrasco Heiermann

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Telefon: 030 - 31 01 61 54

E-Mail: carrasco.heiermann@berlin-institut.org

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Dr. Frederick Sixtus

Projektkoordinator Demografie Deutschland

Telefon: 030 - 31 10 26 98

E-Mail: sixtus@berlin-institut.org

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