Ageing in Place – Wohnen in der altersfreundlichen Stadt
Eine aktuelle Studie des Berlin-Instituts und der Körber-Stiftung zeigt mit Blick auf die alternde Babyboomer-Generation, wie Kommunen gutes Wohnen im Alter ermöglichen können.
Welche wohnpolitischen Herausforderungen kommen auf die Kommunen zu, wenn die größte jemals dagewesene Gruppe Älterer in Rente geht? Die Rede ist von der sogenannten Babyboomer-Generation. Geboren zwischen 1955 und 1970, stellt sie heute einen Anteil von 29 Prozent an der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Mit zunehmendem Alter verbringen viele Menschen mehr Zeit daheim und benötigen ein verändertes Wohnumfeld, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Der Anspruch lautet „Ageing in Place“ - so lange wie möglich selbstbestimmt und eigenständig in vertrauter Umgebung altern. Um das zu ermöglichen, genügt es nicht, Wohnräume nur alter(n)sgerecht umzugestalten. Gefragt sind alternative Nachbarschafts- und Wohnkonzepte mit flexiblen Pflege- und Dienstleistungsoptionen.
Die „Generation der Vielen“
Die große Nachkriegsgeneration der Babyboomer geht in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Die größte Kohorte von ihnen erreicht bis 2031 das Rentenalter. Sie eint gemeinsam Erlebtes: Als junge Erwachsene haben die Babyboomer etwa die Öko-Bewegungen der 80er Jahre, den Mauerfall oder die fortschreitende Emanzipation der Frauen miterlebt und mitgestaltet. Die Babyboomer sind insgesamt höher gebildet und wohlhabender als ihre Vorgänger-Generation. Sie haben weniger Kinder und erfreuen sich einer besseren Gesundheit. Und so treten sie nicht nur in großer Zahl, sondern auch mit neuen Ansprüchen ans Wohnen ins Ruhestandsalter ein. Was die Babyboomer kennzeichnet, wie sie wohnen und was das für Kommunen bedeutet, diesen Fragen widmen sich das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und die Körber-Stiftung in der neuen Publikation „Ageing in Place”. Die Broschüre beleuchtet außerdem kommunale Handlungsoptionen für gutes Wohnen im Alter sowie innovative technische und soziale Lösungen für eine altersfreundliche Stadt.
Zu viel Wohnfläche, die anderswo gebraucht würde
Über 50 Prozent der heute 52- bis 67-Jährigen gehen mit Wohneigentum in die Rente. Jene unter ihnen, die zur Miete wohnen, zahlen vergleichsweise wenig für ihre Wohnung. Kein Wunder, dass die Babyboomer mehrheitlich zufrieden mit ihrer Wohnsituation sind – und keinen Grund sehen, daran etwas zu ändern. Allerdings ist der Wohnraum oftmals nicht fürs Älterwerden ausgelegt. Generell wohnen ältere Jahrgänge auf deutlich mehr Quadratmeter als Jüngere. Wohnfläche, die meist ungenutzt bleibt, wenn die Kinder das Elternhaus verlassen oder der Partner/ die Partnerin verstirbt. Überdies tendieren die Babyboomer dazu, die Implikationen fortschreitenden Alters zu verdrängen und ihr Zuhause nicht rechtzeitig alterstauglich zu gestalten. „Von der jungen Familie mit zwei Kindern bis hin zur Pflegebedürftigkeit im Alter - Wohnraum sollte sich mit den Lebensumständen verändern“, so Sabine Sütterlin, freie Mitarbeiterin des Berlin-Instituts und Autorin der Broschüre. Unterbreitet man älteren Menschen angemessene Optionen zum Wohnen im Alter, kann viel Wohnfläche freigegeben werden, die jüngere Menschen in Städten so händeringend suchen.
Neue Wohntrends sind auf dem Weg
Nicht direkt in den Markt eingreifen zu können, heißt nicht, dass Kommunen die Hände gebunden sind. Sie haben verschiedene wohnpolitische Instrumente zur Hand, die bei kreativer Auslegung viel Spielraum lassen. Dazu sollten Städte und Gemeinden in jedem Fall mit alternativen Wohnformen vertraut sein – ganz egal, ob sie selbst innovative Modelle planen oder Unternehmen und Initiativen bei der Umsetzung unterstützen. Vor allem, weil die kommende Altengeneration als innovationsfreudig und technikaffin gilt. Smart-Home-Anwendungen und neue soziale Praktiken des Wohnens – wie Alten-WGs und Mehrgenerationenhäuser – eröffnen neue Möglichkeiten des Alters. Dabei sollten professionelle wie auch ehrenamtliche Unterstützungs- und Pflegeangebote immer mitgedacht werden. In den vergangenen Jahren erfreute sich die ambulante Pflege immer größerer Beliebtheit, was auch den Trend „Ageing in Place“ widerspiegelt. „Das krankenhausähnliche Altenheim am Rande der Stadt hat ausgedient“, sagt Sütterlin.
Zürich in der Schweiz hat es vorgemacht: Die Stadt ist nicht nur Schauplatz der internationalen Finanzwirtschaft, sondern überzeugt ebenfalls in puncto Altersfreundlichkeit. Mit einem ganzheitlichen, integrativen Ansatz verfolgt die Stadt die „Altersstrategie 2035“. Ihr Ziel: Ältere Menschen sollen möglichst lange selbstbestimmt und nach ihren individuellen Bedürfnissen leben können. „Altersgerechtes Wohnen bezieht sich nicht nur auf die eigenen vier Wände, sondern ebenfalls auf das umliegende Quartier, die Nachbarschaft sowie die gesamte Stadt“, erklärt Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts. „Abgesenkte Bürgersteige, verkehrsberuhigte Bereiche mit Bänken und Nachbarschaftsnetzwerke sind nur einige der vielen kommunalen Aufgaben auf dem Weg zur altersfreundlichen Stadt“.
Die Studie
„Ageing in Place – Wohnen in der altersfreundlichen Stadt“
steht Ihnen kostenlos als Download zur Verfügung unter:
https://www.berlin-institut.org/studien-analysen/detail/ageing-in-place
Die Publikation wurde vom Berlin-Institut in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung erstellt.
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Gesellschaftliche Entwicklung braucht Dialog und Verständigung. Die Körber-Stiftung stellt sich mit ihren operativen Projekten, in ihren Netzwerken und mit Kooperationspartnern aktuellen Herausforderungen in den Handlungsfeldern »Innovation«, »Internationale Verständigung« und »Lebendige Bürgergesellschaft«. Die drei Themen »Technik braucht Gesellschaft«, »Der Wert Europas« und »Neues Leben im Exil« stehen derzeit im Fokus ihrer Arbeit. 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben gerufen, ist die Stiftung heute mit eigenen Projekten und Veranstaltungen national und international aktiv. Ihrem Heimatsitz Hamburg fühlt sie sich dabei besonders verbunden; außerdem unterhält sie einen Standort in Berlin. www.koerber-stiftung.de
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