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Wird der Höchststand der Weltbevölkerung schon 2040 erreicht?

  • Demografischer Wandel Bevölkerungsentwicklung in Afrika

Nach Schätzungen der UN soll die Weltbevölkerung erst ab etwa 2080 nicht mehr wachsen. Forschende der Initiative Earth4All kommen zu einem anderen Ergebnis, das sie nun vorgestellt haben.

Nach einer neu veröffentlichten Studie der Initiative Earth4All könnte das Weltbevölkerungswachstum bis zum Jahr 2040 einen Höchststand von 8,5 Milliarden erreichen und danach schnell zurückgehen. Diese Zahlen liegen bedeutend unter den Projektionen, die beispielsweise die Vereinten Nationen zuletzt vorgelegt hatten. In dem im März präsentierten Arbeitspapier „People and Planet“ entwerfen die Forscher:innen zwei mögliche Szenarien.

Verstärkte Investitionen in Armutsbekämpfung und Förderung von Frauen verlangsamen Bevölkerungsentwicklung

Im ersten Szenario, das die Autor:innen „Too Little Too Late“ („zu wenig zu spät“) nennen, wird davon ausgegangen, dass sich die Welt wirtschaftlich weiter entwickelt wie in den letzten 50 Jahren. In diesem Fall schätzen die Wissenschaftler:innen, dass die Weltbevölkerung zunächst mit 8,6 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ihren Höhepunkt erreicht und dann auf etwa sieben Milliarden in 2100 zurückgeht.

Das zweite Szenario, „Giant Leap“ (Riesensprung), lässt die Weltbevölkerung schon 2040 an einem Höchstwert von 8,4 Milliarden Menschen ankommen. Im Folgenden schrumpfe die Bevölkerungszahl bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa sechs Milliarden Menschen. Diese Projektion fußt darauf, dass u.a. bei der Armutsbekämpfung, Geschlechtergerechtigkeit sowie sozialen Ungleichheit bedeutende Fortschritte erzielt werden. Verstärkte Investitionen in diesen Bereichen würden nach Ansicht der Autor:innen der Studie die Bevölkerungsentwicklung deutlich verlangsamen, was sich schon bis 2040 in den Zahlen niederschlage.

Wandel von Kinderwunsch und Kinderzahlen zeigen sich oft erst in der nächsten Generation

Besonders die Ergebnisse des zweiten von der Earth4All-Initiative entworfenen Szenarios unterstreichen deutlich, was im Fokus der Politik stehen müsste, um die Lebensbedingungen vor allem in armen Ländern zu verbessern. Diese weisen momentan die höchsten Geburtenzahlen auf. Wie sich etwa Kinderwunsch und Kinderzahlen in Afrika südlich der Sahara entwickeln, wird maßgeblich beeinflussen, wann die Weltbevölkerung an ihren Höhepunkt gelangt. Ein besseres Bildungsangebot, bessere Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherheit sind wesentlich, damit das Bevölkerungswachstum zurückgeht. Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass der Riesensprung aus dem zweiten Szenario der Earth4All-Studie bereits bis 2040 erreicht werden kann. Dass sich Investitionen in bessere Lebensbedingungen erst auf längere Sicht auf die Fruchtbarkeitsziffern auswirken, ist unter anderem in Kenia, Ghana und Ruanda zu beobachten: Sinkt die Kindersterblichkeit dank besserer Gesundheitsfürsorge oder Ernährung und die Überlebenschancen von Kindern steigen, entscheiden sich Eltern meist erst ein bis zwei Generationen später für weniger Nachwuchs.

Ansprechpartner:innen

Catherina Hinz

Geschäftsführende Direktorin

Telefon: 030 - 22 32 48 45

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