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Ein Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich die Weltbevölkerung?

  • Bevölkerungsentwicklung in Afrika Demografische Dividende Internationale Demografiepolitik

Die Weltbevölkerung wächst weiter und wird voraussichtlich am 15. November 2022 die 8-Milliarden-Marke knacken. Das zeigen die neuesten Bevölkerungsprojektionen „World Population Prospects“ der Vereinten Nationen. Mit weniger als einem Prozent liegt die Wachstumsrate der Weltbevölkerung auf dem niedrigsten Stand seit 1950, dennoch werden laut Schätzungen der Bevölkerungsexperten bis 2080 etwa 10,4 Milliarden Menschen auf der Erde leben. In immer mehr Ländern – darunter auch Deutschland – ist bereits ein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen und Frauen weltweit bekommen weniger Kinder als früher. Bis zum Jahr 2050 sinkt die Fertilitätsrate im globalen Durchschnitt von 2,3 auf 2,1 Kinder pro Frau. Insgesamt haben die Vereinten Nationen ihre Voraussagen im Vergleich zu den letzten Bevölkerungsprojektionen von 2019 leicht nach unten korrigiert. So gingen sie 2019 noch von einer globalen Fertilitätsrate von 2,2 in 2050 aus.

Wo die Bevölkerung besonders stark wächst

Auch wenn sich das Wachstum insgesamt verlangsamt hat, in einigen Teilen der Erde sind die Kinderzahlen nach wie vor hoch. Das stärkste Bevölkerungswachstum weltweit wird immer noch in Subsahara-Afrika verzeichnet. Eine Frau bringt dort durchschnittlich 4,6 Kinder zur Welt und die Bevölkerung wird sich somit bis 2050 voraussichtlich verdoppeln. Insgesamt konzentriert sich die Hälfte des Bevölkerungswachstums in den nächsten 25 Jahren auf nur acht Länder. Fünf davon liegen mit der demokratischen Republik Kongo, Ägypten, Äthiopien, Nigeria und Tansania in Afrika. Die restlichen drei mit Pakistan, Indien und den Philippinen in Asien.

Dass die Bevölkerung in Teilen von Asien und vor allem auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin stark wächst, liegt auch daran, dass dort der demografische Wandel noch nicht so weit fortgeschritten ist wie in anderen Weltregionen. Besonders für arme Länder erschwert der Bevölkerungszuwachs Entwicklungsfortschritte. Sie stehen vor der Herausforderung, ihre Bevölkerungen mit ausreichend Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Jobs oder Nahrungsmitteln zu versorgen.

Entwicklungsfortschritte können den demografischen Übergang beschleunigen

Um den demografischen Übergang zu beschleunigen, eine sozioökonomische Entwicklung zu befördern und damit die Chancen einer demografischen Dividende zu nutzen, müssen diese Länder in Schlüsselbereiche investieren, die nachweislich zu sinkenden Kinderzahlen führen. Dazu zählen Gesundheitsversorgung und Bildung, Geschlechtergerechtigkeit und ein ausreichendes Angebot an Arbeitsplätzen. Sinken die Kinderzahlen, verschiebt sich der Schwerpunkt der Bevölkerung von den jungen Jahrgängen hin zu den Erwerbsfähigen. Das kann für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen, wenn dem Arbeitsmarkt überproportional viele Menschen zur Verfügung stehen, die arbeiten und produktiv sein können und gleichzeitig weniger Kinder zu versorgen sind.

Wo die Gesellschaft immer älter wird

Während auf dem afrikanischen Kontinent der Großteil der Bevölkerung noch jung ist, schreitet die Alterung der Gesellschaft besonders in den Industriestaaten bereits deutlich voran. Bis 2050 wird der Anteil von Menschen über 65 Jahre weltweit auf 16 Prozent steigen. Dann wird es genauso viele Menschen über 65 Jahren wie Menschen unter 12 Jahren geben.

Auswirkungen von Corona?

Die Bevölkerungsexperten der Vereinten Nationen haben sich auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die drei Komponenten der Bevölkerungsentwicklung angesehen. Das Bild ist (noch) nicht so eindeutig: So sank die globale Lebenserwartung um 1,7 Jahre von 72,8 Jahren in 2019 auf 71 Jahre in 2021. In einigen Ländern haben die verschiedenen Wellen der Pandemie die Zahl der Schwangerschaften und Geburten kurzzeitig sinken lassen, in vielen anderen lässt sich kein eindeutiger Effekt auf die Fertilität nachweisen. Die Mobilität wurde von der Pandemie stark eingeschränkt, so auch die internationale Migration. Auch wenn die Datenlage schwierig ist, wird von einer Halbierung der Nettomigration in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 ausgegangen.

Zu den Daten

Die Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UNDESA) veröffentlicht alle zwei Jahre Bevölkerungsprojektionen und demografische Trends für alle 237 Länder der Welt. Die Daten geben Auskunft zu Bevölkerungsgröße nach Alter und Geschlecht, sowie Geburten- und Sterberaten und Migrationsentwicklung. Die neuste Fassung der „World Population Prospects“ wurde mit einer pandemiebedingten Verzögerung von über einem Jahr am 11. Juli 2022 veröffentlicht. Erstmals sind die Schätzungen und Hochrechnungen auf globaler, regionaler und nationaler Ebene auf Einjahres- anstelle von Fünfjahresintervallen heruntergebrochen. Auch der Zeitraum für die Schätzungen wurde bis auf das Jahr 2100 erweitert.

Die interaktiven Daten können Sie auf der Webseite der UNDESA abrufen. Hier geht’s zum Datenportal.

Ansprechpartnerinnen

Catherina Hinz

Geschäftsführende Direktorin

Telefon: 030 - 22 32 48 45

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