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Glaube in Aktion

Wie religiöse Organisationen den demografischen Wandel voranbringen

Nirgendwo auf der Welt wächst die Bevölkerung so schnell wie in Westafrika. Bis 2050 soll sich die Einwohnerzahl dort von 402 Millionen auf 797 Millionen Menschen nahezu verdoppeln. Nicht nur der Zugang zu Jobs, guter Bildung und Gesundheitsvorsorge stehen auf dem Spiel, sondern auch das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.

Hoffnung auf einen positiven Wandel bereitet nun vor allem die Zusammenarbeit mit Akteuren, die lange eher als Hindernis in der Familienplanung galten: die religiösen Organisationen. Denn sie genießen in Westafrika besonders hohes Vertrauen. Drei Viertel aller Menschen hören dort auf den Rat ihres Priesters oder Imams, vor allem bei sensiblen Themen. Viele Menschen lassen sich neben traditionellen und kulturellen Werten vor allem von ihrem Glauben leiten, wenn sie über Zeitpunkt und Anzahl von Kindern entscheiden. Wie Imame, Priester und indigene Religionsführer zu Geschlechtergerechtigkeit, Mädchenbildung, Familienplanung und Sexualität stehen, nehmen die Menschen deshalb sehr ernst.

Aus diesem Grund haben wir im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung in 16 westafrikanischen Ländern untersucht, wo religiöse Autoritäten oder Organisationen in demografierelevanten Arbeitsfeldern wie Geschlechtergerechtigkeit, Familienplanung und Sexualität bereits aktiv sind und für Verbesserungen und mehr Selbstbestimmung eintreten.

Themen: Demografische Dividende, Bevölkerungsentwicklung in Afrika, Internationale Demografiepolitik
erschienen: 2022
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Bis heute sind vor allem Frauen in ärmeren Ländern in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens gegenüber Männern benachteiligt, etwa beim Zugang zu Bildung, zum Arbeitsmarkt oder bei der politischen Mitbestimmung. Laut dem Gender Inequality Index steht es in den meisten westafrikanischen Staaten schlecht um die Geschlechtergleichheit. Abgesehen von Kap Verde finden sich alle Länder im letzten Drittel der Index-Rangfolge wieder. Côte d’Ivoire, Niger, Sierra Leone, Liberia und Mali rangieren sogar unter jenen zehn Staaten, in denen die Ungleichheit im weltweiten Vergleich besonders groß ist.
Religionsgemeinschaften können direkt und indirekt auf die Geburtenraten einwirken. Geistliche sensibilisieren ihre Gemeinden etwa für die Vorteile kleinerer Familien und religiöse Organisationen bieten Sexualaufklärung sowie Beratungs- und Gesundheitsdienste an. Damit erreichen sie ihre Anhänger direkt. Gleichzeitig können sie sich für mehr Selbstbestimmung von Frauen einsetzen, indem sie etwa die Mädchenbildung fördern oder die Rollenbilder hinterfragen. Über diese Themen wirken sie eher indirekt auf die Faktoren ein, die im demografischen Übergang wirksam werden.
Schon seit langem beschäftigen sich religiöse Organisationen wie Religions for Peace mit Entwicklungsfragen, Bevölkerungswachstum und Familienplanung. Doch erst in den vergangenen zehn Jahren hat das Thema erneut an Fahrt aufgenommen. Seitdem schließen sich die Akteure in Netzwerken zusammen und tragen ihre Ideen auf internationalen Konferenzen genauso vor wie in den Städten oder abgelegenen Dörfern vor Ort.

Ansprechpartner:innen

Catherina Hinz

Geschäftsführende Direktorin

Telefon: 030 - 22 32 48 45

E-Mail schreiben: hinz@berlin-institut.org

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